parkinson-ratgeber.de
 

Home
 
dPV (Deutsche Parkinson Vereinigung)
Parkinson-Information
(Broschüren, CDs usw.)
Adressen der dPV-Selbsthilfegruppen
Parkinson-Tag
Parkinson-Kliniken
Früherkennung
Parkinson-Spektrum
(Wissenschaftsinfos)
Parkinson-Hilfsmittel
Links
Suchmaschinen
Parkinson-Entdeckungen
Parkinson-Telegramm
Parkinson-Kunst

Webmaster:
Dr. Dr. H. Mück (Köln)


Seelische Krankheitsbewältigung

Mut fassen und vertrauen

Für viele Menschen ist die Diagnose „Parkinson-Krankheit“ ein Schock, weil sie sich darunter etwas Schreckliches vorstellen. Auch wenn es nach wie vor eine schwierige Krankheit ist, hat sie doch dank des medizinischen Fortschritts einen erheblichen Teil ihrer Probleme verloren. Mittlerweile gehört sie zu den am besten zu behandelnden neurologischen Leiden. So haben Parkinson-Kranke inzwischen wieder eine normale Lebenserwartung und große Aussichten, durch eine genau auf sie abgestimmte medikamentöse Behandlung über Jahre hinweg beschwerdefrei zu leben. Dies gilt für viele anderen Erkrankungen nicht! Und selbst bei komplizierteren Verläufen gibt es Mittel und Möglichkeiten, die Situation akzeptabel zu gestalten. Dennoch ist es wichtig, von Anfang an den typischen Verlauf zu kennen, um sich langfristig auf typische Herausforderungen einzustellen und sich Enttäuschungen zu ersparen. So ist damit zu rechnen, daß die Krankheitserscheinungen trotz der meist eindrucksvollen Besserungen nach drei bis acht Jahren erneut auftreten und dann schwieriger zu behandeln sind. Wie „gutartig“ der Krankheitsverlauf in Ihrem Fall ist, läßt sich meist schon nach zweijähriger Beobachtung beurteilen.

Sich informieren und Ratgeber lesen

Der erste wichtige Schritt, die Krankheit anzunehmen, besteht darin, sich ausreichend über Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Suchen Sie sich vor allem einen Arzt, der sich gut in der Behandlung von Parkinson-Patienten auskennt. Gezielte Auskünfte zum Krankheitsbild und zu nützlichen Anlaufadressen erhalten Sie von der dPV (Deutsche Parkinson Vereinigung - Bundesverband - e.V., Moselstraße 31, 41464 Neuss, Telefon 02131/41016 und 41017, Fax 02131/45445), die Sie auch auf Ratgeberbücher hinweisen kann. Beispiele für die letztgenannten sind:

·    Alexandra Henneberg (Hrsg.): Parkinson - zu neuem Gleichgewicht finden. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Herder Verlag, Freiburg 1997. 187 Seiten. 29,80 DM (ISBN 3-451-26362-9)

·     Deutsche Parkinson Vereinigung (Hrsg.): M. Parkinson. Leben mit einer Krankheit. 269 Seiten. (ISBN 3-9804097-1-6). Zu beziehen über die dPV (Tel. 02131/41016, Fax 02131/45445)

·     Reiner Thümler: Die Parkinson-Krankheit. Informationen und Ratschläge. 2. Auflage. Piper, München 1996. 233 Seiten. 18,90 DM. (ISBN 3-492-11839-9)

·     Walter Birkmayer(Walter Danielczyk: Die Parkinson-Krankheit. 7. Auflage. TRIAS Thieme, Stuttgart  1996. 119 Seiten. 24,80 DM (ISBN 3-89373-339-6)

Diese relativ preiswerten Ratgeber sind einfühlsam und gut verständlich geschrieben. Da der Morbus Parkinson ein Dauerbegleiter ist und die Lebensführung erheblich beeinflußt, lohnen sich Anschaffung und Lektüre auf jeden Fall. Sehr hilfreich sind meist auch die kompakten Broschüren, welche Hersteller von Anti-Parkinson-Medikamenten zur Ergänzung ihrer Produkte meist kostenlos zur Verfügung stellen.

Über die Erkrankung sprechen

Es hat sich gezeigt, daß Parkinson-Betroffene besser mit ihrer Erkrankung zurechtkommen, wenn sie dazu stehen und darüber sprechen können. Reden Sie daher mit anderen Menschen über Ihre Erkrankung und klären Sie andere auf, gerade auch wenn Sie sich dazu überwinden müssen. Entwickeln Sie Strategien dafür, wie Sie mit Unverständnis und Unsicherheit Ihrer Umgebung besser umgehen können (etwa wenn Sie angestarrt werden). Zögern Sie bei Bedarf nicht, die Kassiererin im Supermarkt auf ihre Erkrankung hinzuweisen und sie zu bitten, das Kleingeld aus Ihrem Portemonnaie herauszunehmen. Nehmen Sie anderen Menschen die Sorge, Parkinson könnte ansteckend sein (was nicht stimmt).

Sich nicht selbst unter Stress setzen

Viele Parkinson-Kranke befürchten, dass sie durch ihre Symptome in der Öffentlichkeit auffallen. Aufgrund ihrer Sorge „verkrampfen“ sie sich und tragen so dazu bei, daß das Gefürchtete erst recht eintritt.

„Zeitmanagement“ betreiben

Manche Parkinson-Kranke setzen sich selbst unter Druck, weil sie sich zuviel vornehmen und ihnen die Zeit dann wegläuft. Beugen Sie einer solchen Situation vor, indem Sie die geplanten Aktivitäten mit ihrer voraussichtlichen Dauer auflisten und dann deren Wichtigkeit mit Noten bewerten. Sobald Sie in Zeitmangel geraten, streichen Sie einfach die unwichtigste Aktivität.

Umdenken lernen

Viele Parkinson-Kranke machen sich durch ihr Denken das Leben selbst schwer, etwa in Form von Selbstgesprächen wie: „Ich darf nicht zittern.“ oder „Ich muß schnell und ohne aufzufallen bezahlen“ oder „Ich muß pünktlich sein“. Solche Aussagen sind oft völlig unvernünftig, da Zittern nicht verboten ist, es keine Vorschrift darüber gibt, innerhalb welcher Zeit man bezahlt haben muß, und man keineswegs immer auf die Minute genau am Ziel sein muß. Gesündere Betrachtungsweisen sind „Andere brauchen auch länger“ und „Wenn ich anfange zu zittern, entspanne ich mich erst einmal“. „Ich darf mich auch verspäten.“

Lösungen entwickeln, statt fliehen

Häufig neigen Parkinson-Kranke dazu, sich aus wichtigen Alltagsgeschäften zurückzuziehen. Sie befürchten die Kritik der anderen, die sich durch das langsam und umständlich wirkende Verhalten der Patienten „genervt“ fühlen und möglicherweise mit abschätzigen Bemerkungen reagieren. Sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn Sie gleichsam kampflos die Fahnen strecken. Überzeugen Sie sich lieber davon, daß sich viele Alltagssituation mit etwas Einfallsreichtum sehr gut meistern lassen. Beispiel: Sie befürchten, daß Sie an einer Kasse mit zittrigen Händen ihr Portemonnaie nicht mehr öffnen können und die Leute hinter Ihnen ungeduldig werden. Lösungsvorschläge: 1. Prüfen Sie, ob es nicht Portemonnaies gibt, die sich besonders leicht öffnen lassen. 2. Üben Sie, sich trotz allem Zeit zu nehmen. 3. Sagen Sie bei Bedarf: „Entschuldigen Sie, aber ich kann bei einem solchen Andrang nicht in Ruhe zahlen. Ich warte, bis die Schlange durch ist.“ Oder sagen Sie 4. „Ich habe Parkinson und brauche leider etwas länger.“

Sich nicht selbst entmündigen

In Anwesenheit mehrerer Menschen (etwa beim Arztbesuch) neigen Parkinson-Kranke dazu, ihren Angehörigen das Reden und Antworten zu überlassen. Verzichten Sie auf diesen scheinbar einfacheren Weg. Anderenfalls werden Sie in den Augen der anderen zur hilflosen Person. Bitten Sie vielmehr entschieden darum, selbst mitreden und entscheiden zu dürfen, wenn Ihre Umwelt beginnt, über Ihren Kopf hinweg zu verhandeln.

An den eigenen Intellekt glauben

Manche Parkinson-Patienten lassen sich durch Berichte verunsichern, die behaupten, daß Parkinson-Kranke gehäuft an einer Demenz erkranken. Ein solcher Zusammenhang ist jedoch keineswegs gesichert. Parkinson-Patienten verlieren nicht ihren Intellekt, sie nutzen ihn lediglich langsamer. Den Tempoverlust im Vergleich zu jüngeren Menschen können die Betroffenen oft durch ihre meist größere Lebenserfahrung ausgleichen.  

Maßstäbe korrigieren bzw. der Lebenssituation anpassen

Kranke und/oder alte Menschen leiden häufig darunter, dass sie sich weiterhin streng an Vorstellungen orientieren, die vielleicht für frühere Lebenssituationen angemessen gewesen sein mögen. Unzufriedenheit und ein sinkendes Selbstwertgefühl sind die Folge. Jeder Lebensabschnitt wie auch dauerhafte Erkrankungen rechtfertigen aber ihre eigenen Regeln. Fragen Sie sich daher, ob es wirklich nötig ist, jeden Tag Staub zu saugen, in der gewohnten Häufigkeit die Gardinen zu waschen oder auf ein ständig blinkendes und blitzendes Bad zu achten. Gäste müssen keineswegs komplett rundum versorgt werden: Viele Gäste genießen es, sich an der Essensvorbereitung und dem anschließenden Aufräumen beteiligen zu können. Geselligkeit muß nicht unbedingt mit einem Festmenü verbunden sein; die Einladung auf eine Tasse Kaffee lässt oft sehr viel mehr Zeit zum entspannten Gespräch. Nicht zuletzt liegt es mittlerweile im Trend, Einladungen unter dem Motto auszusprechen „Jeder bringt etwas mit“.

Sich mit der Erkrankung arrangieren

Die Erfahrungen vieler Betroffener lehren, dass es wenig Sinn macht, die Parkinsonsche Erkrankung zu „bekämpfen“, da sie zu einem untrennbaren Begleiter des eigenen Lebens geworden ist. Meistens fährt man besser, wenn man sich mit ihr „arrangiert“ und aus der Situation das Beste macht.

Vom individuellen Krankheitsverlauf ausgehen

Lassen Sie sich nicht durch Erzählungen und Berichte vom Verlauf der Parkinsonschen Erkrankung bei anderen unnötig beunruhigen („Bei meinem Mann funktionierte das anfangs auch, aber dann...“). Der Morbus Parkinson entwickelt sich bei jedem Betroffenen individuell, was Sie schon daran nachvollziehen können, dass er bei einigen Menschen sehr früh und bei anderen dagegen erst sehr spät in Erscheinung tritt. Finden Sie lieber heraus, welche Besonderheiten für Sie gelten.

Erbliche Einflüsse nicht überbewerten

Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Angehörige Parkinson-Kranker allenfalls geringfügig häufiger von dem gleichen Leiden betroffen sind. Dies kann damit zusammenhängen, dass die Krankheit in solchen Familien früher und häufiger erkannt wird, weil sich die Beteiligten damit schon gut auskennen. Grundsätzlich gilt, daß die Parkinson-Krankheit im engeren Sinne nicht erblich ist. Sie müssen also nicht befürchten, dass Ihre Kinder auch an Parkinson erkranken werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nur bei 1 zu 1.000. Das gilt unabhängig davon, ob Familienangehörige erkrankt sind oder nicht.

Depression und Angst verringern

Bei rund der Hälfte aller Parkinson-Patienten stellt sich zusätzlich eine Depression ein. Da beiden Leiden wesentliche Symptome gemeinsam sind (Antriebslosigkeit, motorische Verlangsamung, morgendliches Erwachen), wird die Möglichkeit einer begleitenden Depression mitunter erst spät bedacht. Manchmal wird auch eine „Depression“ in Fällen diagnostiziert, wo sie nicht gegeben ist. Erfreulicherweise lassen sich Depressionen heute sehr gut behandeln. Sprechen Sie also Ihren Arzt an, wenn Sie unter Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Gedanken an Tod, Antriebslosigkeit, Zurückgezogenheit, Schlafstörungen und ähnlichen Symptomen leiden. Lassen Sie ihn überprüfen, inwieweit es sich um eine Depression handelt und welche Therapiemethoden gegebenenfalls für Sie in Betracht kommen. Übrigens leiden bis zu 40 Prozent aller Parkinson-Patienten auch unter Angststörungen, die sich unter geeigneter Therapie ebenfalls sehr gut bessern.



 

Home
Nach oben
Vorwort
Körper
Medizin
Alltaq
Soziales
Bewegungstipps
Bücher
Lexikon
Links
Impressum