parkinson-ratgeber.de
 

Home
 
dPV (Deutsche Parkinson Vereinigung)
Parkinson-Information
(Broschüren, CDs usw.)
Adressen der dPV-Selbsthilfegruppen
Parkinson-Tag
Parkinson-Kliniken
Früherkennung
Parkinson-Spektrum
(Wissenschaftsinfos)
Parkinson-Hilfsmittel
Links
Suchmaschinen
Parkinson-Entdeckungen
Parkinson-Telegramm
Parkinson-Kunst

Webmaster:
Dr. Dr. H. Mück (Köln)


Körperliche Krankheitsbewältigung

Sich bewegen und Krankengymnastik betreiben

Wenn Sie sich zu wenig bewegen, riskieren Sie, daß sich Ihre Muskeln zurückbilden und die Gelenke versteifen. Bewegung vermindert nicht nur diese Gefahren, sie erhält auch die Funktionen von Herz- und Kreislauf, des Verdauungstraktes und des Immunsystems aufrecht. Außerdem können Sie das Gefühl genießen, selbst etwas für Ihre Gesundheit zu tun und dabei auch etwas zu bewirken. Professionelle Unterstützung ist wichtig, da man als Betroffener die eigenen Bewegungsmuster selbst objektiv nicht einschätzen kann. Nicht nur in Kliniken, sondern auch ambulant gibt es an vielen Orten Gruppen, in denen Parkinson-Betroffene durch Musik und sinnvolle Übungsgeräte Freude an der Bewegung erhalten oder neu entwickeln sowie das Rhythmusgefühl und die Koordinationsfähigkeit schulen können. In gut angeleiteten Gruppen werden möglichst solche Geräte benutzt, die man auch zu Hause vorfindet oder die sich leicht herstellen lassen (wie Reis- oder Sandsäckchen, Tücher, Luftballons, Kastanien, Holzschwellen usw.). Kontaktadressen erfahren Sie z.B. durch die dPV.

Sprechen üben

Im Rahmen einer Parkinson-Krankheit fällt das Sprechen schwerer, die Stimme wird leiser, monotoner und verwaschener. Nützlich ist lautes Lesen, Gruppengespräche und gemeinsames Singen. Trainingshilfen sind ein Spiegel, ein Taktgeber (Metronom) und ein Kassettenrekorder. Üben in der Gemeinschaft verringert die Hemmungen gegenüber anderen und hält soziale Kontakte aufrecht. Die dPV in Neuss stellt eine Sprachkassette bzw. eine Sprachfibel zur Verfügung.

Sprechen üben mittels Logotherapie

Bitten Sie Ihren Arzt, Ihnen Logopädie zu verordnen, damit Sie unter fachkundiger Anleitung stimmverbessernde Übungen erlernen können. Bei diesen wird es besonders darum gehen, laut genug (und damit langsam und verständlich) zu sprechen. Ihre Verständlichkeit können Sie leicht selbst überprüfen, indem Sie probeweise ein Gespräch mit einem Kassettenrekorder aufzeichnen. Anleitungen für logopädische Übungen können Sie einer handlichen Broschüre entnehmen, die Sie kostenlos bei der Pharmacia & Upjohn GmbH (Cabaseril® Service) in 91051 Erlangen beziehen können.

„Lombard-Effekt“ nutzen

Parkinson-Betroffene neigen dazu, leise zu sprechen. Sie verhelfen sich zu größerer Lautstärke, indem Sie sich solange selbst innerlich immer wieder ermuntern, laut zu sprechen, bis Sie sich daran gewöhnt haben. Alternativ können Sie Personen ihrer Umgebung darum bitten, Sie immer wieder an lautes Sprechen zu erinnern. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Hintergrundgeräusche zu erzeugen, die Sie beim Sprechen übertönen müssen. Meist hält die Wirkung dieser Maßnahme auch noch einige Zeit nach Verstummen der Geräusche an („Lombard-Effekt“).

Mimik trainieren

Die Parkinson-Krankheit erschwert das mimische Ausdrucksvermögen und damit die Kommunikation mit der Umwelt. Der mitunter maskenhafte Gesichtsausdruck lädt wenig zur herzlichen Kontaktaufnahme ein. Deshalb ist es wichtig, die an der Mimik beteiligten Gesichtsmuskeln zu trainieren. Sinnvolle Übungen sind: Stirn runzeln, Nase rümpfen, Mund öffnen und schließen, Zunge herausstrecken, Backen einseitig aufblasen, Kinnlade nach beiden Seiten schieben, Ober- bzw. Unterlippe aufwerfen, Mund seitlich verziehen, wechselseitig ein Auge schließen bzw. beide Augen gemeinsam schließen.

Ausreichend trinken

Parkinson-Betroffene müssen besonders viel trinken. Denn viele von ihnen sind bereits älter, so daß ihr Durstgefühl im Vergleich zu jüngeren Menschen abgeschwächt ist. Deshalb droht die Gefahr, daß Parkinson-Kranke zu wenig zu trinken. Ist dies der Fall, verschlechtern sich Kreislauf- und Nierenfunktion, was sich wiederum auf das Allgemeinbefinden und die Medikamentenverteilung nachteilig auswirkt. Für Parkinson-Patienten kommt erschwerend hinzu, daß sie meist stark schwitzen und deshalb einen besonders hohen Flüssigkeitsbedarf haben. Täglich sollten sie daher mindestens zwei Liter Flüssigkeit trinken, egal welcher Art. Kaffeegenuß muß nur eingeschränkt werden, falls er den Tremor verstärkt.

Sich sinnvoll ernähren

Begegnen Sie einer drohenden Darmträgheit und Verstopfung , indem Sie sich ausgewogen und ballaststoffreich ernähren. Trinken Sie mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit täglich. Für die Regulierung des Stuhlgangs ist es günstig, wenn Sie die Mahlzeiten auf fünf kleinere Portionen über den Tag verteilen. Bei einigen Patienten wird im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf beobachtet, daß die L-Dopa-Wirkung nachläßt, wenn zuvor eiweißreich gegessen wurde. In diesen Fällen empfiehlt es sich, entweder eiweißärmer zu essen (z.B. Fisch) oder Mahlzeit und L-Dopa-Einnahme zeitlich zu versetzen: etwa L-Dopa eine halbe Stunde vor der Mahlzeit oder zwei Stunden später einnehmen. Die auf dem Markt befindlichen Präparate machen hierzu meist Angaben auf dem Beipackzettel. In wenigen Ausnahmen kann eine eiweißreiche Diät für den Patienten notwendig sein.

Sexualleben umgestalten

Natürlich wirkt sich der Krankheitsverlauf auch auf das Sexualleben aus. So müssen Parkinson-Kranke lernen, Freude und Interesse am Partner vermehrt verbal auszudrücken. Denn in fortgeschritteneren Stadien fällt dies mimisch und motorisch schwerer. Offene Gespräche wirken zudem oft wie ein Stimulans. Auch ist es wichtig, das Sexualleben mit Fluktuationen der Symptomatik bzw. der Wirkungsdauer der Parkinson-Medikamente abzustimmen. Mitunter ist es sinnvoll, langjährig eingespielte Verhaltensmuster zu ändern. So kann ein Rollentausch erforderlich werden, wenn die sexuelle Aktivität ursprünglich vom Parkinson-Kranken ausging und dieser jetzt immer seltener die Initiative ergreifen kann.

Sexualität weiterhin genießen

Es besteht kein Grund zur Sorge, daß sexuelle Aktivität die Parkinson-Krankheit verschlimmern könnte. Eher das Gegenteil ist der Fall. Denn ein befriedigendes Sexualleben verhilft oft zu einer guten seelischen Verfassung . Und diese nutzt der Krankheitsbewältigung eher, als daß sie ihr schadet.

Sich pflegen

Parkinson-Betroffene sondern über ihre Haut vermehrt Schweiß und Fett ab. Es ist daher wichtig, daß Sie möglichst täglich duschen oder baden (bitte nicht zu ausgiebig!) und Sie Ihre Haut geschmeidig halten. Wechseln Sie bei nächtlichem Schwitzen immer durchnäßte Kleider bzw. Bettwäsche. Tragen Sie während heißer Tage luftige Kleidungsstücke und bevorzugen Sie Naturstoffe, die den Wärmeaustausch erleichtern und Schweiß besser aufnehmen als Kunststoffe.

Sich vorteilhaft kleiden und schminken

Gepflegtes Aussehen steigert nicht nur das eigenen Wohlbefinden, auch die Umwelt reagiert auf einen äußerlich attraktiven Menschen meist günstiger als auf einen „verwahrlost“ wirkenden. Leider fördern die Verhaltensveränderungen infolge der Parkinsonschen Erkrankung (wie Zittern, Steifheit, unbewegte Mimik) Vorurteile der Umwelt. Es empfiehlt sich deshalb, diese nicht durch andere „Äußerlichkeiten“ noch zusätzlich zu fördern.

Toilettenprobleme lösen

Ein Toilettenstuhl und eine Urinflasche am Bett verringern Gefahren, die mit nächtlichen Toilettengängen verbunden sind. Teppichböden bieten den Vorteil, daß zum Toilettengang keine Schuhe angezogen werden müssen.

Dem Zittern gegensteuern

Wer ausgeprägt zittert, sollte beim Schreiben dem Arm eine große Unterstützungsfläche bieten (indem er z.B. den Unterarm auf der Unterlage aufliegen läßt). Muß man den Arm frei bewegen, empfiehlt es sich, während dieses Vorgangs einen Gegenstand zu fassen. Durch den Zugriff werden die Hände ruhiger. Zittert der Kopf stark und störend, kann man diesen mit den Händen stützen und so das Zittern oft günstig beeinflussen. Ein weiterer Trick besteht darin, die Hände hinter dem Kopf verschränkt zu falten. Gemütsbewegungen (Angst, Aufregung) können Zittern verstärken. Wirken Sie dem entgegen, indem Sie sich in solchen Situationen durch inneren Zuspruch selbst beruhigen (entspannen).

Fallneigung entgegenwirken

Einer nicht sehr stark ausgeprägten Fallneigung, läßt sich manchmal mit einfachen Mitteln vorbeugen. Besteht die Tendenz, nach hinten zu fallen, empfiehlt es sich, etwas höhere Absätze zu tragen. Dagegen sind bei umgekehrter Fallneigung (also nach vorne) flache Schuhe vorzuziehen. Beim Sitzen kann man dem Rückwärtsfallen vorbeugen, indem man ein Keilkissen unterlegt. Ein Seitwärtsfallen läßt sich mitunter verhindern, in dem man die gefährdete Seite unterpolstert und sie so höher lagert.

Aufrecht gehen

Sie fördern einen aufrechten Gang, wenn Sie Ihren Blick konsequent auf Dinge richten, die sich in Augenhöhe befinden, und Sie Ihre Arme beim Gehen mitschwingen lassen. Das Schwingen der Arme läßt sich gut üben, indem Sie mit den Händen leichte kleine Hanteln fassen.

Sich vom Stuhl erheben

Bevorzugen Sie schwere, stabile Sitzmöbel mit Armlehnen. Am günstigsten sind hinten erhöhte Sitzflächen (z.B. mit Hilfe eines Keilkissens). Bringen Sie zum Aufstehen Ihre Füße in Schrittstellung und verlagern Sie den Oberkörper möglichst weit nach vorne. Unterstützen Sie das Aufstehen durch ein Kommando.

„Starthemmungen“  überwinden

Startschwierigkeiten („Freezing“) beim Gehen oder beim Überschreiten von (scheinbaren) Hindernissen sind typisch für die Parkinsonsche Erkrankung. Mittlerweile gibt es viele Tips, die Anfangsbewegungen erleichtern. Beispiele sind Markierungen auf dem Boden, Muster im Teppich oder akustische Hilfen wie Zählen oder Musik. Auch eigene oder fremde Kommandos können Impulse setzen. Finden Sie heraus, auf welches Kommando Sie besonders gut ansprechen. Mitunter eignet sich Marschmusik, die man über einen Walkman hört. Es kann jedoch gefährlich sein, das Gerät im Straßenverkehr zu benutzen. Als Hilfsmittel hat sich auch ein Gehstock bewährt, der an seinem unteren Ende einen kleinen ausklappbaren Querbalken hat, über den der Patient seinen Fuß hinweg hebt. Bei Bedarf kann ein Begleiter seinen Fuß vor den Kranken stellen, damit dieser darüber steigt und so startet. Auch folgende Tips sind nützlich: Sie kommen leichter in Gang, wenn Sie mit einem Fuß einen kleinen Ausfallschritt machen und sich gleichzeitig mit dem anderen in Bewegung setzen. Eine weitere Methode besteht darin, abwechselnd das Gewicht von einem Bein auf das andere zu verlagern, indem Sie leicht hin und her schwanken. Aus dieser Schaukelbewegung fällt es leichter, sich in Gang zu setzen.

Engpässe bewältigen

Verzweifeln Sie nicht, wenn Sie beim Passieren von engen Stellen (zum Beispiel Türen) häufiger plötzlich in der Bewegung blockiert sind. Mitunter können Sie einem solchen „Einfrieren“ erfolgreich vorbeugen, indem Sie auf dasjenige blicken, was hinter dem Engpaß liegt, sobald Sie sich der engen Stelle nähern. Verharren Sie kurz an einem Durchgang, wenn dieser mit einer Schwelle bestückt ist, und machen Sie dann einen gezielten Schritt über das Hindernis.

Treppen steigen trainieren

Lassen Sie ein zweites Treppengeländer anbringen. Üben Sie mit Ihrer Krankengymnastin das Treppensteigen, insbesondere wenn Sie zu Hause Wendeltreppen haben. Mitunter ist es sinnvoll, Treppen rückwärts hinunterzusteigen.

Für Pausen sorgen

Achten Sie vor allem im Zusammensein mit anderen darauf, sich nicht zu überfordern. Üben Sie, sich immer wieder die nötigen Ruhepausen zu verschaffen. Ziehen Sie sich beispielsweise bei gesellschaftlichen Anlässen vorübergehend in einen ruhigen Raum zum Entspannen zurück. Verweisen Sie gegebenenfalls auf Ihre Krankheit und die Notwendigkeit von Pausen, die Sie auch als Ihr gutes Recht betrachten können. Pausen sollen Sie in die Lage versetzen, in der übrigen Zeit wieder aktiv mitzumachen.

Niedrigen Blutdruck anregen

Ein erniedrigter Blutdruck, der sich vor allem nach dem Aufstehen bemerkbar macht, läßt sich oft mit natürlichen Mitteln beheben (Wechselduschen, Frühsport, starker Kaffee). Um ausgeprägte Tiefs des Blutdrucks zu vermeiden, kann die morgendliche L-Dopa-Dosis vorübergehend verringert oder zeitlich verschoben werden.



 

Home
Nach oben
Vorwort
Seele
Medizin
Alltaq
Soziales
Bewegungstipps
Bücher
Lexikon
Links
Impressum