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Dr. Dr. H. Mück (Köln)


Praktische Krankheitsbewältigung
im Alltag


Die häusliche Umgebung optimieren

Die Parkinson-Krankheit beeinträchtigt die Beweglichkeit. Deshalb ist es sinnvoll, daß Sie Ihre  Wohnung mit Bewegungs- und Haltehilfen ausstatten (z.B. in Bad, Toilette, Treppenhaus und Bettnähe) und wesentliche Gefahrenquellen beseitigen (Türschwellen, herumliegende Vorleger). Handläufe an den Wänden längerer Flure sind kein Privileg von Parkinson-Kliniken. Auch Wohnungen werden durch diese Hilfsmittel sicherer. Meist empfiehlt es sich, auf beiden Seiten des Flurs einen Handlauf anzubringen. Aus höheren Sitzgelegenheiten (mit Armlehne) kann man sich besser erheben als aus niedrigen (Sessel, Sofa). Der Toilettensitz lässt sich ebenfalls durch einen einfachen Aufsatz erhöhen. Bevorzugen Sie Sitzmöbel mit Stoffbezügen. Plastiküberzogene Stühle und Kissen begünstigen das Schwitzen und reizen die Haut. Schaumgummikissen und Fellunterlagen verhindern Druckstellen am Gesäß und in der Steißregion.

Hygiene erleichtern

Wenn der Weg zur Toilette zu weit ist, kann ein Toilettenstuhl oder (für Männer) eine Urinflasche griffbereit plaziert werden. Auch an den Rand der Badewanne gehören zusätzliche Haltegriffe und in die Wanne zumindest eine rutschfeste Matte. Viele Parkinson-Kranke ziehen es vor zu duschen, wobei sie sich auf einen abwaschbaren Hocker in der Duschkabine setzen. Dafür gibt spezielle Hocker, die für die Hygiene im Genitalbereich eine Aussparung haben. Zum hilfreichen Inventar eines Badezimmers gehören weiterhin: Flüssigseife, Bürsten mit Stil, Waschhandschuhe, elektrische Zahnbürste und Trockenrasierer. Übrigens: Im Badezimmer kann man im Sitzen genau so vieles Tun wie im Stehen!

Stolperfallen beseitigen

Teppichkanten sind für gehbehinderte Menschen gefährliche Unfallfallen. Sie lassen sich entschärfen, wenn man die Teppichränder mit doppelseitigem Klebeband auf der Unterlage fixiert oder indem man die Teppiche beseitigt (z.B. durch Teppichboden ersetzt). Gute Erfahrungen haben Parkinson-Kranke mit niedriger fester Auslegeware gemacht.

Äußeren Anschlag für Toilettentüren installieren

Wenn sich Toilettentüren nach innen öffnen, kann dies gefährlich werden: Stürzt der Toilettenbenutzer und blockiert die Tür, ist sie nur unter der Gefahr (mit Gewalt) zu öffnen, daß die auf dem Boden liegende Person verletzt wird. Es empfiehlt sich daher, Toilettentüren so umzubauen, daß sie sich nach außen öffnen lassen.

Duschboden ebenerdig legen

Duschwannen können zu einem unüberbrückbaren Einstiegshindernis werden. In dieser Situation hilft es weiter, den Duschboden durch Umbau ebenerdig zu legen. Wird es durch eine solche Maßnahme möglich, zu Hause zu bleiben (also nicht in ein Heim zu wechseln), kann ihn die Pflegeversicherung bezuschussen. Schaffen Sie in der Dusche genügend Raum, um dort auch einen Hocker aus Kunststoff aufstellen zu können.

Sich das Ankleiden erleichtern

Parkinson-Kranke haben Probleme mit der Feinmotorik, was z.B. beim Hantieren mit Knöpfen oder mit Schnürsenkeln stört. Freunden Sie sich deshalb mit dem Gedanken an, statt dessen Druckknöpfe oder Reiß- und Klettverschlüsse zu verwenden, die weitaus einfacher zu handhaben sind. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Kleidung umnähen zu lassen oder auf Pullover umzusteigen, die man überstreifen kann. Weite Kleideröffnungen sind bequemer als enge Kleidungsstücke. Sie sollten möglichst vorne schließen. Wenn Sie auf Knöpfe nicht verzichten wollen, dann gönnen Sie sich zumindest eine Knöpfhilfe. Auch für viele andere Kleidungsstücke gibt es Anziehhilfen, etwa in Form von Schuhanziehern mit einem langen Griff, Stiefelknechten und Strumpfanziehern. Am besten besuchen Sie einmal ein Sanitätshaus, in dem man Ihnen aus dem vorhandenen Sortiment oder anhand von Katalogen gerne die Fülle der mittlerweile verfügbaren Alltagshilfen vorstellen wird. Ansonsten gilt nicht nur für das Ankleiden: Hinsetzen ist besser als Hinfallen!

Geeignete Schuhe tragen

Bevorzugen Sie Ledersohlen, auf denen es sich leichter als auf Gummi- oder Kreppsohlen gehen lässt. Raue Schuhsohlen verstärken die Bodenhaftung und erschweren dadurch Startbewegungen. Slipper sind besser als Schnürschuhe. Auch zu Hause sollten Sie leichte, aber feste Schuhe tragen.

Haushaltsführung vereinfachen

Was man lebenslang betrieben hat, muß deswegen noch lange nicht praktisch sein. So ist es keineswegs immer nötig, heiß gespültes Geschirr auch noch abzutrocknen. Die Anschaffung eines leistungsstärkeren Staubsaugers kann Kraft und Mühe ersparen. Ein Kehrblech am Stiel macht Bücken überflüssig. Schwere nasse Wäsche muss nicht auf den Dachboden oder in den Garten geschleppt werden, um dort zu trocknen. Das gleiche Ergebnis läßt sich auch auf Wäscheständern in einem gut durchlüfteten Wohnungsraum erreichen. Einkäufe werden von manchen Geschäften angeliefert. Essen lässt sich für mehrere Mahlzeiten auf einmal bereiten (anschließend einfrieren). Wer mehrere Etagen bewohnt, tut sich einen Gefallen auf jeder Etage in Treppennähe einen Tragekorb zu platzieren. So können nach oben oder unten zu transportierende Gegenstände gesammelt und beim nächsten sowieso fälligen Weg mitgenommen werden.

Sich von Konventionen lösen

Scheuen Sie sich nicht, das Fleisch mit einer Schere zu schneiden, wenn der Umgang mit Messer und Gabel zu schwierig für Sie ist. Auch ist es nicht verboten und muss es Ihnen nicht peinlich sein, statt mit Messer und Gabel nur mit einem Löffel zu essen. Schrecken Sie nicht davor zurück, Getränke und Suppen aus einer Schnabeltasse zu verzehren bzw. mit Hilfe eines dicken Strohhalms zu trinken.

Spezialgeschirr nutzen

Parkinson-Patienten benötigen zum Essen längere Zeit und profitieren daher von Warmhaltetellern. Idealerweise sollten diese Haftfüße (Saugnoppen) und einen erhöhten Tellerrand haben, um einer zitternden Hand Rechnung zu tragen. Alternativ lassen sich auch Warmhalteplatten und Stövchen nutzen. Bevorzugen Sie breite Teller und Untertassen sowie Becher mit großem Henkel. Bestecke sollten über einen breiten und festen Griff verfügen (z.B. Holzgriffe mit rauer Oberfläche). Umwickeln Sie die Griffe notfalls mit Schaumgummi. Benutzen Sie spitze Gabeln und scharfe Messer, um unnötige Anstrengungen zu vermeiden. Bedecken Sie den Tisch mit einer rutschfesten Unterlage.

Hilfsmittel zusammen mit dem Therapeuten kaufen

Viele Hilfsmittel gibt es mittlerweile in großer Auswahl, so dass es mitunter schwer ist, eine optimale Entscheidung zu treffen. Wer zum Beispiel ein ungeeignetes Rollstuhlmodell kauft, riskiert, daß dieses mehr zum „Behinderungsmittel“ als zum „Hilfsmittel“ wird. Insbesondere die Auswahl und Anpassung  von Gehhilfen gehört in die Hand des erfahrenen Therapeuten, üblicherweise in die eines Physiotherapeuten. Zögern Sie also nicht, die Kaufentscheidung gemeinsam mit dem Therapeuten zu treffen. Es ist wichtig, dass sich dieser durch einen Hausbesuch vorab ein Bild von den räumlichen Gegebenheiten verschafft.

Sich im Gebrauch von Hilfsmitteln schulen lassen

Krankenkassen stellen nicht nur Hilfsmittel bereit, sie sind auch verpflichtet, die Anwender bzw. Pfleger in deren Gebrauch einzuweisen. Nutzen Sie diese Möglichkeit, die Ihnen auch zu wertvollen Kontakten sowie zahlreichen nützlichen Anregungen verhelfen kann. Meist wird zu selten von diesem Angebot Gebrauch gemacht mit der Folge, dass wertvolle Hilfsmittel ungenutzt herumstehen. Auch spätere Umrüstungen, Anpassungen, Reparaturen und Ersatzbeschaffungen gehören zum Leistungsumfang der Kranken- bzw. Pflegeversicherung.

Gedächtnishilfen nutzen

Parkinson-Kranke leiden oft unter Wortfindungsstörungen. Dabei weiß man nicht immer, ob es sich um eine Gedächtnis- oder Sprechstörung handelt. Sollte eine echte Gedächtnisstörung vorliegen, kann man sich mit Übungen helfen, die das Gedächtnis trainieren, oder man nutzt praktische Gedächtnishilfen, wie zum Beispiel Listen, Terminkalender, Notizbücher. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich zu „drillen“, indem man sich besonders wichtige Abläufe bewusst einprägt (Man überprüft zum Beispiel routinemäßig vor dem Verlassen des Hauses, ob alle benötigten Dinge in der Tasche sind). Schließlich erleichtert man sich das Leben durch eine feste Ordnung, indem man wichtige Sachen (Brille, Medikamente) immer am selben Ort aufbewahrt. Liegt eine echte Gedächtnisstörung vor, gibt es auch dafür Medikamente. Grundsätzlich gilt, dass die Parkinson-Krankheit nicht bedeutet, dass die geistigen Kräfte nachlassen werden. Lediglich eine Verlangsamung kann eintreten, die aber die Qualität des Denkvermögens nicht beeinträchtigt.

Schreibhilfen verwenden

Zu den häufigen Begleiterscheinungen einer Parkinsonschen Erkrankung gehören Schreibschwierigkeiten. Sie äußern sich darin, dass die Schrift immer kleiner und - sofern die Hände zittern - auch krakeliger wird. Anfänglich kann man sich das Schreiben erleichtern, indem man entweder Stifte und Kugelschreiber mit dickem Griff verwendet oder den Griff umwickelt und so verdickt. Eine weitere Alternative ist die Benutzung eines Personal Computers (PC) zum Schreiben. Ein PC lässt sich heute an öffentliche Datennetze anschließen. So kann er die Kommunikation mit anderen Menschen fördern und einer durch die Krankheit geförderten sozialen Isolierung entgegenwirken.

Umgang mit Türen vereinfachen

Manche Parkinson-Kranke haben Gleichgewichtsprobleme beim Öffnen und Schließen von Türen. Eine Lösung kann darin bestehen, möglichst viele Türen offen stehen zu lassen bzw. auszuhängen.

Sich gut betten

Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf ein Krankenhausbett zu besorgen. Dieses hat zahlreiche Vorteile: Die Liegefläche ist höhenverstellbar, das Kopfteil lässt sich hochstellen, ein Bettbügel unterstützt das Aufrichten, ein Seitengitter verhindert Stürze, Rollen unter dem Bett erleichtern das Verschieben des Bettes. Empfehlenswert ist ein elektrisch verstellbares Kopfteil, welches das selbständige Aufstehen ermöglicht. Noch günstiger als ein Bettgalgen ist ein Zugband mit schräger Zugrichtung. Ein erster Schritt zum besseren Bett kann darin bestehen, Klötze unter die Beine des Bettes zu schieben, ein Holzbrett unter die Matratze zu platzieren und/oder eine zweite (harte) Matratze aufzulegen, um so die Liegefläche zu erhöhen. Schon ein dickes Seil mit mehreren Knoten, das am Fußende befestigt ist, erleichtert das Aufrichten.

Öffentliche Verkehrsmittel richtig nutzen

Steigen Sie in Busse oder Bahnen möglichst immer vorne beim Fahrer ein. So verhindern Sie, dass die Türen zu früh schließen. Setzen Sie sich immer auf den nächst gelegenen freien Sitzplatz oder bitten Sie mit Hilfe eines Schwerbehindertenausweises darum, Ihnen einen Platz zu räumen. Führen Sie ein Blatt Papier bei sich, auf dem Sie schriftlich darauf hinweisen, daß Sie aufgrund einer Parkinson-Erkrankung möglicherweise gerade nicht in der Lage sind, sich mitzuteilen oder gezielt zu verhalten. So beugen Sie der Gefahr vor, als betrunken angesehen zu werden. 

Verkehrstüchtigkeit überprüfen

Sollten Sie sich als Autofahrer aufgrund ihrer Parkinson-Krankheit unsicherer fühlen, können Sie sich ein objektives Bild von Ihren Fähigkeiten verschaffen, indem Sie beispielsweise Ihre Reaktionszeit durch den ADAC messen lassen. Es gibt uch die Möglichkeit, einen Eignungstest beim technischen Überwachungsverein (TÜV) zu machen. Der Kölner TÜV bietet eine solche Untersuchung an, die ein Betroffener auf eigene Rechnung freiwillig und vertraulich machen lassen kann, ohne daß dadurch der Führerschein in irgendeiner Form gefährdet ist (conTest, Zentrum für Psychometrie, TÜV Rheinland, Am Grauen Stein, 51105 Köln, Tel. 0221 - 8062937). Auch eine Einzelstunde mit einem geprüften Fahrlehrer zeigt Ihnen, wie weit Sie sich sicher im Verkehr bewegen.

Sicher Autofahren

Gönnen Sie sich ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe, wen Sie Autofahrer sind und auf einen Pkw nicht verzichten wollen. Ihr rechter Fuß muss auf jeden Fall schnell und sicher genug vom Gas- auf das Bremspedal wechseln können. Außerdem dürfen Nackendrehbewegungen durch die Steife (Rigor) der Nackenmuskulatur nicht nennenswert eingeschränkt sein, damit ein aufmerksames Fahren gewährleistet ist. Dazu gehört, dass Sie den seitlichen und rückwärtigen Verkehrs beobachten können.

Weiterhin genussvoll reisen

Die Parkinson-Krankheit ist kein Reisehindernis, sofern Sie übermäßige Anstrengungen vermeiden und Sie Ihre Reisepläne vorab mit dem Arzt besprechen. Vermeiden Sie lediglich sehr heiße Klimazonen, da Parkinson-Patienten große Hitze oft nicht gut vertragen. Nehmen Sie während eines Fluges, bei dem sich die Zeit verschiebt, Ihre Medikamente so ein, als wäre der Tag verlängert. Stellen Sie den Einnahmerhythmus komplett auf den neuen Tagesrhythmus um, sobald Sie sich am Zielort zur Nachtruhe hinlegen. Langsame Anpassungen der Einnahmezeiten sind nicht zu empfehlen. Nehmen Sie bei jeder Reise genügend Medikamente mit und besorgen Sie sich möglichst schon vorab die Adressen geeigneter medizinischer Versorgungseinrichtungen am Zielort. Führen Sie bei Auslandsreisen sicherheitshalber eine Liste der internationalen Arzneimittel-Bezeichnungen bei sich. Eine solche ist bei der dPV erhältlich. Einige Verkehrsmittel (Deutsche Lufthansa, Bundesbahn) bieten kranken oder behinderten Personen Reiseerleichterungen an. Scheuen Sie sich nicht, danach zu fragen. Reiseveranstalter haben manchmal sogar ärztlich betreute Reisen im Programm.

Schriftstücke verwahren

Eigene Schriftproben dokumentieren die Entwicklung des Schriftbildes und liefern so wertvolle Beweisstücke für den Fall, dass später einmal Urkunden angezweifelt werden sollten, weil die Handschrift „unecht“ bzw. „gefälscht“ wirkt (Testamente müssen handschriftlich verfasst sein, sofern es sich nicht um notarielle handelt!). Greifen Sie daher wenigstens einmal im Monat zu Bleistift, Kugelschreiber oder Füllfederhalter, notieren Sie einige Sätze und verwahren Sie das Schriftstück. Achten Sie darauf, dass die Schriftproben sowohl Phasen guten wie auch aus Phasen schlechten Befindens widerspiegeln. Hinterlassen Sie gegebenenfalls bei Ihrer Bank mehrere Schriftproben.

 



 

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